Kulturbüro Elisabeth Berlin
Kultur Raum geben

"…und weiße Lakritze aus Lammfell" - Ein Musiktheater über Kindheit

Freitag, 7. Juli 2023 bis Sonntag, 9. Juli 2023

Fr, 07.07.23 | 19 Uhr - PREMIERE
Sa, 08.07.23 | 19 Uhr  | Publikumsgespräch ab 20 Uhr
So, 09.07.23 | 18 Uhr

Dauer: 50 Min., ohne Pause

St. Elisabeth

Musiktheater | Premiere

Der Berliner Mädchenchor zeigt Kindheit zwischen Unbeschwertheit und harter Realität, Eigenständigkeit und Fremdbestimmtheit, Projektionsfläche und Verklärung.

Die Regisseurin Ulrike Ruf hat mit »…und weiße Lakritze aus Lammfell« ein Musiktheater entwickelt, das auf mehreren Ebenen die komplexen Projektionsflächen und Dynamiken im Umgang mit der Kindheit als Lebensabschnitt thematisiert. Basierend auf einem Gedichtzyklus der Berliner Lyrikerin Ulrike Almut Sandig, mit Kompositionen und Sounds von Iris ter Schiphorst, gespielt und gesungen vom Berliner Mädchenchor reflektiert das Stück Fragen von Eigenständigkeit und Fremdbestimmtheit im Kindesalter.

Die Szenen sind bewusst traumhaft, vage und von einem unbändigen Spieltrieb bestimmt, inspiriert von Abzählreimen und Klatschspielen, wie sie auf Schulhöfen und Spielplätzen zu hören sind. Gleichzeitig bleibt die darunter liegende Realität einer diffusen Gewalterfahrung im Spiel spürbar präsent.

Programm:
nach Iris ter Schiphorst: "…und weiße Lakritze aus Lammfell" (2023, UA)

Mit: Aufbauchor des Berliner Mädchenchor
Keyboard: Frederik Botthof
Klarinette: Uroš Rojko

Regie: Ulrike Ruf
Text: Ulrike Almut Sandig
Dramaturgie: Patrick Klingenschmitt
Choreografie: Gabriel Galindez Cruz
Sounddesign: Carlo Grippa
Ausstattung: Sabine Hilscher
Video: Regina Teichs
Licht: Jörg Bittner
Musikalische Leitung: Juliane Roever

Tickets: 16 €,  erm. 12,50 €
online via www.elisabeth.berlin/billetto oder an der Abendkasse.
Freie Platzwahl. Weitere Infos zu Tickettarifen finden Sie hier: Service/Tickets

Veranstalter: Ulrike Ruf in Kooperation mit dem Kultur Büro Elisabeth
Gefördert vom Hauptstadtkulturfonds, Kompositionsauftrag der Gesellschaft zur Förderung des Berliner Mädchenchores e. V. finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung, in Kooperation mit Gesellschaft zur Förderung des Berliner Mädchenchores e.V., Kulturbüro Elisabeth, mit Unterschützung durch die Musikschule City West, den Chorverband Berlin e.V., mit Dank an Schöffling&Co Verlagsbuchhandlung

Mehr Infos zum Stück:

Wie keine andere Lebensphase ist die Kindheit Projektionsfläche derer, die ihr entwachsen sind. Sie wird oft als unbeschwerte Zeit beschrieben, geprägt von der Freiheit zu spielen und wohlbehütet die Welt zu entdecken. Noch weit entfernt von den Verantwortungen des Erwachsenenalters wird sie paradiesisch verklärt. Kinder sind unschuldig, weil immer Schutzbefohlene. Kinder sind »süß«, »anstrengend« oder »laut«, aber auch Opfer und Leidtragende – von politischen oder persönlichen Konflikten unter Erwachsenen.

»... und weiße Lakritze aus Lammfell« stellt sich in die Tradition der Bühnenstücke mit Kindern für Erwachsene, wie die Performance »Before Your Very Eyes« (Gob Squad), das Reenactment »Five Easy Pieces« (Milo Rau) und das Tanzstück »enfant« (Boris Charmaz). Diesen in den letzten Jahren gefeierten und viel diskutierten Werken mit und über Kinder wird mit »... und weiße Lakritze aus Lammfell« ein Musiktheaterstück für einen Kinderchor hinzugefügt, das den Spagat wagt, mit Kindheits-Klischees und Stereotypen zu brechen und sich zugleich dessen »Medium« zu bedienen. Sobald Kinder auf der Bühne als Akteur*innen auftauchen, geschieht dies vor dem Hintergrund einer langen Kulturgeschichte der Darstellung von Kindheit und deren Diskrepanz zur (kindlichen) Wirklichkeit.
Der Berliner Mädchenchor nimmt im Stück die Rolle von Akteur und Zuschreibungsobjekt gleichermaßen ein. Ein Tableau aus Kindheitsszenen irgendwo zwischen traumhafter Verklärung und abgründiger Realität bildet den roten Faden für das abendfüllende Musiktheater. Die Geschichte handelt von Lamas, Pixis, Zippelonikas und weiteren Figuren, die uns seltsam bekannt erscheinen. Alles ist veränderlich, nimmt immer wieder andere Beziehungen zueinander ein und ist doch in jedem Moment wahrhaftig.

Im Bühnenbild von Sabine Hilscher und in der Choreografie von Gabriel Galindez Cruz durchläuft der Berliner Mädchenchor als kollektiver Körper mehrere Stationen einer fiktiven Kindheit. Sound und Video definieren den Kirchenraum als von Erwachsenen gesetzten Rahmen. Die Szenen sind bewusst traumhaft, vage und von einem unbändigen Spieltrieb bestimmt, inspiriert von Abzählreimen und Klatschspielen, wie sie auf Schulhöfen und Spielplätzen zu hören sind. Gleichzeitig bleibt die von diffuser Gewalterfahrung geprägte Realität im Spiel spürbar präsent.

Was ist Kindheit? Wie viel davon ist retrospektive Verklärung und wie viel davon Wunschdenken? »…und weiße Lakritze aus Lammfell« findet darauf vielfältige Antworten. Manche davon sind dem Stück von Erwachsenen eingeschrieben worden, andere führen uns Kinder vor Augen.

Foto © Christina Voigt/ Jana Jerie

Kompositionsauftrag der Gesellschaft zur Förderung des Berliner Mädchenchores e. V. finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung