"Soul Houses" Ausstellung im Lisbeth

Im Mittleren Reich des alten Ägyptens markierten „Seelenhäuser“ aus gebranntem Ton die Gräber der einfachen Leute. So wie die Häuser symbolisch eine Herberge für das „Ka“ der Verstorbenen darstellten, sollten aus Ton geformte Speisen und Getränke für die Verpflegung im Jenseits sorgen. Das Seelenhaus war auch ein aktiver Ort der Opfergabe und der Verbindung mit den Verstorbenen. Anhand von Bildern aus Museumssammlungen sowie Texte und Büchern zur ägyptischen Sepulkralkultur, sowie zur Immaterialität und zum Begriff der Seele, wird das historische Phänomen und philosophischen Konstrukt des Seelenhaus in den Caféräumen beleuchtet.
Im Wärterhaus, gegenüber vom Café, wird eine ortsspezifische Zusammenarbeit der Künstler:innen Hella Gerlach und Alexander Wolff gezeigt.
Vor Ort entsteht ein bildhauerischer und malerischer Dialog, der Prozesse zwischen architektonischen, physischen und sozialen Körpern eröffnet.
Die Keramikskulpturen von Hella Gerlach verhandeln spielerische Verkörperungen der Seele als essentielle Elemente der menschlichen Anatomie.
Die mit dem Wandbild verbundenen Elemente fordern Berührung ein um in Bewegung gesetzt zu werden.
Durch Berührung wird Bewegung aktiviert, die das Gesamtbild verändert - wie Wesentliches, was die Verwandlung von Form, Zustand und Dimension beeinflussen kann. Das Wandbild von Alexander Wolff entsteht wie eine Konstruktion: Farbe wird Architektur, Mobiliar, Raster, Ort und Richtung für die Augen zur Bewegung und sich in angedeuteter Raumtiefe zu verlieren. Der Putz wird freigelegt, Türen, Fenster und Boden entfernt; der Gebäudekörper öffnet sich zum Friedhof hin, ermöglicht den Austausch zwischen Innen und Außen und wird verletzlich.

Kuratiert von: Alexis Hyman Wolff
Bild: Hella Gerlach und Alexander Wolff