Neue Ausstellung im Lisbeth: Lebenszeichen – Signs of Life
Eröffnung 19 Uhr
Heute, im Alter von 97 Jahren, spricht Gabriele Anschütz über ihre Werke, als seien sie völlig unabhängig von einer künstlerischen Absicht entstanden. Und doch erzählen sie eine Geschichte ihres intuitiven Prozesses auf ihrem Weg durch Krankheit und kreatives Leben und laden uns in einen Resonanzraum zwischen inneren und äußeren Welten ein.
Im Wärterhaus von LISBETH eröffnet die Künstlerin Carla Nagel einen Raum der Begegnung mit ihrem Buch Tanzen mit Edda jenseits 22, und weiteren Werken aus der Serie jenseits 22. Die Werke erforschen ihr Material: Übrig gebliebenes, wie der Abfall ihres Konsums, ausgelesene Magazine, entwertete Tickets, oder ein hinterlassenes Haar und immer wieder die Spur ihrer verstorbenen Tochter. Durch die Beschäftigung mit den Einzelteilen dieser Sammlung entsteht für Carla Nagel eine neue Räumlichkeit. Das Buch Tanzen mit Edda jenseits 22 ist das Foyer. Von hier gehen die Türen ab, zu den Räumen der Spiele, Schätze, Rätsel, Spiegelungen, Formulare, Überschwebungen, Gute-Nacht-Geschichten und mehr.
"Lebenszeichen" lädt dazu ein, die Sensibilität und Empfänglichkeit für Zeichen zu erhöhen. Dabei können die visuellen Sprachen dieser beiden Künstlerinnen gelesen werden, ohne sie entziffern oder übersetzen zu müssen. Die Werke sprechen von schwierigen Passagen im Leben und widersetzen sich gleichzeitig der weit verbreiteten Vorstellung, dass Kunst die Fähigkeit hätte, zu heilen. Vielleicht kann Kunst eher als eine Art und Weise betrachtet werden, sich durch Erfahrungen zu bewegen, bei der emotionale und geistige Inhalte materialisiert und abgestoßen werden und unerwartete Formen finden, die auch als grundlegendes Zeichen dafür dienen, dass wir lebendig sind.
Bild: Gabriele Anschütz, Wandbehang 28/220, circa 1982