Kulturbüro Elisabeth Berlin
Kultur Raum geben

Neue Ausstellung im Lisbeth: Lebenszeichen – Signs of Life

Donnerstag, 12. September 2024 bis Sonntag, 12. Januar 2025

Eröffnung 19 Uhr

Lisbeth

Mit dem Nähen der Stoffbilder, die im Herbst 2024 in den Räumen des LISBETH ausgestellt werden, begann Gabriele Anschütz um 1980 – etwa zur gleichen Zeit, als bei ihr Krebs diagnostiziert wurde. Autodidaktisch hat sie für ihre Bilder Stoffreste geschnitten und auf selbst gefärbte grobe Leinenstücke appliziert. Ihre Bilder zeugen von einem Feingefühl für Farbe, Form und Muster, wecken Assoziationen mal mit Pflanzen, mal mit Architektur oder Wesen, bleiben immer spielerisch uneindeutig. Sie wirken wie Zeichen in einer zutiefst imaginativen und einzigartigen Sprache.

Heute, im Alter von 97 Jahren, spricht Gabriele Anschütz über ihre Werke, als seien sie völlig unabhängig von einer künstlerischen Absicht entstanden. Und doch erzählen sie eine Geschichte ihres intuitiven Prozesses auf ihrem Weg durch Krankheit und kreatives Leben und laden uns in einen Resonanzraum zwischen inneren und äußeren Welten ein.

Im Wärterhaus von LISBETH eröffnet die Künstlerin Carla Nagel einen Raum der Begegnung mit ihrem Buch Tanzen mit Edda jenseits 22, und weiteren Werken aus der Serie jenseits 22. Die Werke erforschen ihr Material: Übrig gebliebenes, wie der Abfall ihres Konsums, ausgelesene Magazine, entwertete Tickets, oder ein hinterlassenes Haar und immer wieder die Spur ihrer verstorbenen Tochter. Durch die Beschäftigung mit den Einzelteilen dieser Sammlung entsteht für Carla Nagel eine neue Räumlichkeit. Das Buch Tanzen mit Edda jenseits 22 ist das Foyer. Von hier gehen die Türen ab, zu den Räumen der Spiele, Schätze, Rätsel, Spiegelungen, Formulare, Überschwebungen, Gute-Nacht-Geschichten und mehr.

"Lebenszeichen" lädt dazu ein, die Sensibilität und Empfänglichkeit für Zeichen zu erhöhen. Dabei können die visuellen Sprachen dieser beiden Künstlerinnen gelesen werden, ohne sie entziffern oder übersetzen zu müssen. Die Werke sprechen von schwierigen Passagen im Leben und widersetzen sich gleichzeitig der weit verbreiteten Vorstellung, dass Kunst die Fähigkeit hätte, zu heilen. Vielleicht kann Kunst eher als eine Art und Weise betrachtet werden, sich durch Erfahrungen zu bewegen, bei der emotionale und geistige Inhalte materialisiert und abgestoßen werden und unerwartete Formen finden, die auch als grundlegendes Zeichen dafür dienen, dass wir lebendig sind.

 

Bild: Gabriele Anschütz, Wandbehang 28/220, circa 1982